
Interview mit Kai Reinhardt – CDO von Qymatix
In dieser Woche beginnen wir mir unserer kleinen Interview-Reihe, in der wir Ihnen die Mitarbeiter von Qymatix einmal persönlich vorstellen. Den Anfang macht Kai Reinhardt, CDO (Chief Design Officer) bei Qymatix. Das Interview führt Jörn Weisenberger.
Jörn Weisenberger: Herr Reinhardt, Sie arbeiten seit mehr als einem Jahr bei Qymatix. Was hat Sie damals zu Qymatix geführt?
Kai Reinhardt: Eine E-Mail, die ich beinahe gelöscht hätte. Lucas Pedretti schrieb mir damals mit dem sehr allgemein gehaltenem Betreff „Web Design – SaaS MNP“. Ich dachte erst das wäre Spam und wollte sie schon löschen. Ein Glück, dass ich sie doch noch geöffnet habe und ihm trotz meiner anfänglichen Skepsis geantwortet habe.
Nach den ersten Treffen und meinem langsam einsetzenden Verständnis für die Materie, habe ich die unglaubliche Chance erkannt an diesem Unternehmen mitwirken zu können. Ich bin bis heute froh darüber, mich nicht anders entschieden zu haben. Die Arbeit im Team macht mir unheimlich Spaß und jeder Tag bietet mir neue, abwechslungsreiche Herausforderungen.
JW: Für welchen Bereich sind Sie genau zuständig?
KR: So genau kann man das nicht auseinanderdividieren. Wir sind ein eng verdrahtetes Team und jeder wirkt ein bisschen beim Anderen mit. Meine Schwerpunkte liegen aber im Screendesign, der Frontend-Entwicklung und im Marketing. Ich habe auf alles ein Auge und interveniere, wo ich die Qualität des Endprodukts oder die Kommunikation gefährdet sehe.
JW: Erzählen Sie uns doch kurz: An was arbeiten Sie gerade? Was sind aktuelle Herausforderungen in Ihrem Verantwortungsbereich?
KR: Im Augenblick sind wir schwer damit beschäftigt, unsere erste Alpha für den Stapellauf vorzubereiten. Ich habe mich ins Screendesign gestürzt und bin nun mit der Frontend-Entwicklung beschäftigt. Da stehen uns noch eine Menge Arbeit und schnelle Iterationen bevor, um das Niveau zu erreichen, das wir für unsere Nutzer für angemessen halten. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass sich unser Sales Analytics Produkt in der Interaktion und Informationsarchitektur deutlich positiv von den bestehenden Lösungen abheben wird.
Die größte Herausforderung liegt wohl darin, ein gutes Produkt zur Marktreife zu bringen. Man kann dabei nicht durchdeklinieren was alles getan werden muss, sondern arbeitet iterativ. Es ist auch für uns ein ständiger Lernprozess: Was funktioniert, beziehungsweise funktioniert nicht und muss nochmal gemacht werden. Wir haben umrissen, was für uns wichtig ist, aber alles steht und fällt mit der Erfahrung durch den Benutzer.
JW: Möchten Sie uns schon einen Vorgeschmack geben: Was haben wir in näherer Zukunft zu erwarten?
KR: Ein Vertriebswerkzeug, das unglaubliche Fähigkeiten haben wird. Wir sind unzufrieden mit der aktuellen Situation und wir sind nicht alleine. Leider bleiben die verfügbaren Programme häufig in alten Paradigmen und Schemata verhaftet. Und das passiert in einer Zeit, in der Menschen 24 Stunden, rund um die Uhr erreichbar sind und jeder einen Taschencomputer bei sich trägt. Da mutet die Interaktion nach den klassischen Schemata schon fast anachronistisch an.
JW: Sie haben Visuelle Kommunikation an der Hochschule Pforzheim studiert. Inwieweit hilft Ihnen Ihr Studium für die Arbeit bei Qymatix?
KR: Eigentlich habe ich vor und nach dem Studium ein paar Jahre als Programmierer gearbeitet. Es fehlen uns Designern am Bildschirm immer noch die passenden Werkzeuge, um unsere Ideen zu realisieren. Programmieren zu lernen war für mich die einzige Möglichkeit, die Dinge – welche ich im Kopf hatte – umzusetzen. Erst danach habe ich mich auf die visuelle Kommunikation konzentriert. Diese beiden Fähigkeiten ergänzen sich am Bildschirm in wunderbarer Weise. Die visuelle Kommunikation bildet das Rückgrat meines Denkens. Mit ihr kann ich Kommunikations- und Handlungsabläufe im visuellen Bereich genau strukturieren und timen.
Sich in den User hineinzuversetzen und Überlegungen über seine Probleme, Wünsche und Handlungen anzustellen hilft mir, den Inhalten zu jedem Zeitpunkt die passende Form zu geben. Das führt zu einer unschlagbaren Usability und User-Experience. Kombiniert man das mit den Kenntnissen über Software-Architekturen, Paradigmen und Schwächen der Browserumgebung, habe ich die Fähigkeit Applikationen zu entwerfen, die sich nicht nur stringent entwickeln lassen, sondern auch für den Nutzer niemals langweilig werden.
JW: Die Themen UX und Design werden immer wichtiger. Können Sie uns erklären warum und wohin die Reise vielleicht gehen könnte?
KR: Die Anforderungen und Erwartungshaltungen der User ändern sich. Die erste Generation der Computernutzer war noch froh, wenn die Kiste überhaupt das gemacht hat was sie sollte. Meine Generation zählt zu den Einwanderern im digitalen Kosmos. Aber schon wir haben den Computer als vielseitiges Instrument erlebt. Als Spielemaschine, Hobby, Experimental-Werkzeug, Surf-Maschine und auch als Arbeitswerkzeug. Die Digital-Natives werden sich nicht mehr mit grauen Oberflächen, Tabellen und Reitern abfinden – wenn sie aus dem Privatleben Sprachsteuerung, ortsbezogene Dienstleistungen und hoch-qualitative Interfaces gewohnt sind. Sie wissen meistens nicht einmal um die technologischen Grundlagen. Für sie zählt die Benutzererfahrung. Das Stichwort Service-Design ist hier der Überbegriff.
Microsoft ist mit seinem Modern-UI darauf eingegangen, hat sich aber von der älteren Nutzerschaft eine Abfuhr eingehandelt. Trotzdem ist Design für die Dienstleistungsgesellschaft des 21. Jahrhundert ähnlich bedeutend, wie die Ingenieurskunst für das 20. Jahrhundert. Eine Dienstleistung zu gestalten, also jemanden zu helfen einen besseren Dienst zu leisten, bedeutet für den Designer genau zu beobachten und einzugreifen. Im Neudeutsch heißt das dann User-Experience-Design. Bei Qymatix verwenden wir dafür die Mittel der visuellen Kommunikation – in anderen Anwendungsfeldern bräuchte man andere Methoden.
JW: Wo sehen Sie sich mit Qymatix in 5 Jahren?
KR: Unser erstes Ziel ist es natürlich ein leistungsstarkes und anwenderfreundliches Kundenanalyse Werkzeug zu bauen. Wir haben auf dem Weg dahin viel über unsere Zielgruppe gelernt und werden unseren Benutzern mehr zur Verfügung stellen, als wir heute schon abschätzen können. Dafür wird es immer der Moderation eines Designers bedürfen. Wir sind im Wachstum begriffen und ich hoffe, dass wir mit der Zeit eine schlagkräftige Design- und Marketingabteilung aufbauen werden. Ich habe vor an Bord zu bleiben.
JW: Herr Reinhardt, vielen Dank für das interessante Interview!