In den zehn Jahren bis 2020 hat der deutsche Großhandel einen Rückgang von rund 34.000 Betrieben zu verzeichnen, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Damit ist die Gesamtzahl der Unternehmen im Großhandel (ohne den Handel mit Kraftfahrzeugen) in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, zuletzt auf rund 135.000 im Jahr 2020. Bedeutet das den Abschied vom Großhandel?

Verschärft wird dieser deprimierende Trend durch die jüngste Zunahme von Insolvenzen im industriellen Groß- und Einzelhandel, bei denen mehrere prominente Namen Insolvenz angemeldet haben. Eines der markantesten Beispiele für dieses Phänomen ist der Zusammenbruch des Praktiker-Dachunternehmens im Jahr 2013. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die Ludwig Leuchten GmbH.

Nach der Definition des deutschen Rechts ist eine Insolvenz die Unfähigkeit eines Schuldners, seine Schulden gegenüber den Gläubigern zu begleichen. Unternehmen, Selbstständige und Privatpersonen, die ihren Zahlungsverpflichtungen aufgrund von bestehender oder drohender Überschuldung nicht mehr nachkommen können, sind verpflichtet, Insolvenzschutz zu beantragen.

Ein Insolvenzverfahren ist nicht das Ende eines Unternehmens, denn eine erfolgreiche Umschuldung kann das Unternehmen retten. Lassen Sie uns tiefer einsteigen.

Überleben in der Insolvenz im deutschen Industriegroßhandel

Praktiker war in Deutschland ein bekannter Name mit einem Jahresumsatz von rund drei Milliarden Euro und etwa 20.000 Mitarbeitern. Als drittgrößter Anbieter auf dem Markt hatte das Unternehmen einen Anteil von 12 % am Gesamtumsatz. Die Insolvenz hinterließ eine spürbare Lücke in der Branche, die Marke selbst lebte jedoch weiter: 2016 erwarben Christoph Kilz und Dirk Oschmann die Rechte an dem Namen. Sie eröffneten unter praktiker.de einen DIY-Onlineshop, unabhängig vom ehemaligen Unternehmen.

Die letzten Jahre brachten sehr ungewöhnliche Ereignisse mit sich. Eine Pandemie, logistische Herausforderungen und der erste europäische Krieg seit 70 Jahren. Wie haben die deutschen Verantwortlichen darauf reagiert? Als Reaktion auf die durch die COVID-19-Pandemie verursachte Wirtschaftskrise beschloss das deutsche Bundeskabinett am 23. März 2020 eine Reihe von Notstandsgesetzen. Diese Gesetze, die den Bundestag und den Bundesrat schnell passierten, gewährten Unternehmen, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, vorübergehende Erleichterungen, indem sie die Meldepflicht für solche Herausforderungen aufhoben. Doch die Frage bleibt: Haben sich diese Änderungen auf die Zahl der Insolvenzen im industriellen Großhandel in Deutschland ausgewirkt? Wo stehen wir heute bei den Insolvenzen in dieser Branche?

Insolvenzen können aus verschiedenen Gründen eintreten, z. B. aufgrund wirtschaftlicher Bedingungen, Marktveränderungen und unternehmensspezifischer Probleme. Aber auch interne Probleme wie Wechsel in der Geschäftsführung und Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung haben zu den finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens beigetragen. Manchmal kann auch das Management das Unternehmen retten, wie im Fall der Ludwig Leuchten GmbH, wo laut dem Großhandelsmagazin „Elektrowirtschaft“ ein Asset-Buy-Out in letzter Minute das Unternehmen rettete. Der Investor Fischer Group erwarb im Februar 2023 die Maschinen der insolventen Ludwig Leuchten GmbH im Rahmen eines Asset Deals.

Was passiert, wenn ein Vertriebsunternehmen in Deutschland Insolvenz anmeldet?

Neben Praktiker ist ein weiteres bekanntes Beispiel für ein Unternehmen, das in jüngster Zeit im Bereich des industriellen Großhandels in Deutschland Insolvenz angemeldet hat, der Buchvertrieb KNV-Gruppe. Die 1825 gegründete KNV-Gruppe mit Hauptsitz in Leipzig war einer der größten deutschen Buchgroßhändler und -verteiler.

Trotz ihrer langen Geschichte und ihres Ansehens als zuverlässiges und seriöses Unternehmen meldete die KNV-Gruppe 2019 Insolvenz an. Die Hauptgründe für die Insolvenz von KNV waren der rapide Rückgang des traditionellen Buchmarkts in Deutschland aufgrund des Aufstiegs von E-Books und Online-Händlern sowie die hohe Schuldenlast des Unternehmens.

Ein weiteres Beispiel ist Wollschläger, ein Großhandelsunternehmen in Familienbesitz, das 2016 seinen Betrieb einstellte. Die Geschichte von Wollschläger, die 1937 in einer Garage in Danzig begann, endete in diesem Jahr. Obwohl es den Zweiten Weltkrieg, die Berliner Mauer und die Krise von 2009 überlebte, konnte es die Insolvenz nicht überstehen.
Unsere vierteilige Geschichte können Sie hier lesen.

Wie schnell kann ein Großhändler zahlungsunfähig werden?

B2B-Fachgroßhandelsunternehmen brauchen in der Regel Hilfe, um gesunde Gewinne zu erzielen, da ihre Gewinnspannen sehr gering sind und sie von industriellen Lieferanten und wertvollen Vertriebsspezialisten abhängig sind. Aufgrund von Preisdruck, verpassten Absatzchancen und verlorenen Kunden müssen sie sich ständig verbessern. Unsere Beispiele zeigen, dass diese Situation auch in etablierten Unternehmen schnell eintreten kann. Bei Ihnen auch?

Die Geschwindigkeit, mit der ein B2B-Großhändler insolvent werden kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören die finanzielle Gesundheit des Unternehmens vor der Insolvenz, die Schwere der wirtschaftlichen Probleme, mit denen das Unternehmen konfrontiert ist, und die Maßnahmen, die von der Unternehmensleitung und den Beteiligten ergriffen wurden, um die Probleme zu lösen.

In manchen Fällen kann ein B2B-Großhändler innerhalb weniger Monate zahlungsunfähig werden, während es in anderen Fällen mehrere Jahre dauern kann. Faktoren wie der plötzliche Verlust wichtiger Kunden, die Unfähigkeit, eine Finanzierung zu sichern, oder ein erheblicher Nachfragerückgang nach ihren Produkten können zur Geschwindigkeit der Insolvenz beitragen.

Die frühzeitige und erfolgreiche Einführung von Technologien, die die Gewinnspannen verbessern, ist entscheidend, um eine Insolvenz zu vermeiden. Denken Sie an E-Commerce, dynamische Preisgestaltung oder künstliche Intelligenz (KI). Ein B2B-Großhändler in Deutschland muss KI im Vertrieb einführen, um nicht insolvent zu werden. Die Zeit wird knapp. Unternehmen müssen sich jetzt auf neue Technologien und Strategien einstellen, um künftige finanzielle Schwierigkeiten zu vermeiden.

Wie beschleunigt der B2B-E-Commerce die Insolvenzen im industriellen Großhandel in Deutschland?

Im industriellen Großhandel in Deutschland erweist sich das Aufkommen des B2B-E-Commerce als eine gewaltige Kraft, die Druck auf den traditionellen stationären Handel ausübt und die Insolvenzen anheizt. Die Tatsache, dass dank der E-Commerce-Plattformen und Online-Marktplätze nun auch schnellere, reine Online-Firmen in den Markt eintreten können, führt zu einem harten Wettbewerb für die etablierten B2B-Großhändler.

Infolgedessen sind Großhändler mit physischen Verkaufsstellen und erfahrenem Verkaufspersonal benachteiligt, und viele von ihnen haben zu kämpfen. Dies gilt insbesondere für Großhandelsunternehmen, die E-Commerce und Digitalisierung noch nicht vollständig verinnerlicht haben, da sie mit sinkenden Umsätzen, Margen oder beidem zu kämpfen haben. Diese Unternehmen brauchen Unterstützung bei der Navigation durch die neue digitale B2B-Vertriebslandschaft.

Der Wettbewerb und der Druck auf den traditionellen Fachgroßhandel führen zu höheren Kosten und geringeren Gewinnspannen, was es für diese Unternehmen schwierig macht, rentabel zu bleiben. Diese Umstände führen zu einer steigenden Zahl von Insolvenzen im industriellen Großhandel in Deutschland, da sich die Unternehmen bemühen, sich anzupassen und im E-Commerce zu bestehen.

Der immer weiter voranschreitende B2B-E-Commerce stellt die Unternehmen des industriellen Großhandels in Deutschland vor Herausforderungen und Chancen. Auf der einen Seite kann der verstärkte Wettbewerb und Druck auf die traditionellen stationären Geschäfte zu einem höheren Konkursrisiko führen. Andererseits kann die Fähigkeit, Geschäftsprozesse zu automatisieren, die Effizienz zu steigern und den Kundenservice zu verbessern, den Unternehmen helfen, diese Risiken zu mindern.

Leider haben viele Unternehmen im industriellen Großhandel in Deutschland diese Möglichkeiten noch nicht voll ausgeschöpft. Infolgedessen haben sie Schwierigkeiten, sich im Wettbewerb zu behaupten und sehen sich mit steigenden Kosten und geringeren Gewinnspannen konfrontiert. In dieser Situation wird es für sie immer schwieriger, sich über Wasser zu halten, vor allem angesichts der steigenden Zahl von Insolvenzen in den letzten Jahren.

 
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Deutsche Insolvenzen: B2B Großhandel & Vertrieb

Im Jahr 2018 gab es in Deutschland 31.848 Insolvenzen. Diese Zahl stieg 2019 auf 32.944 und erreichte 2020 mit 37.817 ein Allzeithoch. Auch das produzierende Gewerbe, das mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung ausmacht, spürt diesen Trend. Viele Unternehmen reduzieren ihre Produktion und entlassen Mitarbeiter, um zu überleben.

Es sei darauf hingewiesen, dass nicht alle Wirtschaftszweige gleichermaßen von diesen Trends betroffen sind. So sind beispielsweise das Gastgewerbe und der Einzelhandel besonders stark von der COVID-19-Pandemie betroffen, und die Zahl der Insolvenzen wird bis 2020 deutlich steigen. Das Baugewerbe und das verarbeitende Gewerbe sind dagegen weniger stark betroffen.

Die Zahl der Insolvenzen im industriellen Großhandel in Deutschland steigt ebenfalls an, und mehrere namhafte Unternehmen haben Insolvenz angemeldet. Die Gründe für diese Insolvenzen sind vielschichtig und können wirtschaftliche Bedingungen, Marktveränderungen und unternehmensspezifische Probleme umfassen.

 

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Literaturnachweis:

Elektro Wirtschaft (2023): Positive Wendung beim insolventen Beleuchtungshersteller Ludwig Leuchten

Cooban, A. (2022): Rocketing energy costs are savaging German industry. Hg.: CNN Business

Statistisches Bundesamt: Gewerbemeldungen und Insolvenzen

Insolvenzportal: Investoren ermöglichen Neustart beim Fachgroßhandel KUSS

Lieser Rechtsanwälte: Fachgroßhandel KUSS meldet Insolvenz an

Handelsblatt (2022): Das sind die spektakulärsten Firmenpleiten Deutschlands

Statista (2023): Number of insolvencies in the wholesale trade sector in Germany.

Statista (2023): Anzahl der Unternehmen im Großhandel in Deutschland

Predretti, L. (2022): Die Geschichte und der Untergang eines deutschen Großhandelsunternehmens „Wollschläger“. Hg.: Qymatix