Roboterpsychologie: Wie reagieren Menschen auf Roboter?
In diesem Beitrag erfahren Sie, was „Roboterpsychologie“ bedeutet, wie Menschen auf Robotertechnologie reagieren und welche Rolle dabei der Anthropomorphismus spielt.
Fast zeitlupenartig und bedächtig, so, als ob es tief in Gedanken versunken gewesen wäre, hebt es den Kopf und öffnet die Augenlider. Zum Vorschein kommen hellwache Augen in kristallblau. Sie sind ihrem Gegenüber freundlich zugewandt, gerade so, wie auch sein Gesicht, dessen Formen sich dezent aus schneeweißem Glanz hervorheben. Doch erst durch das Minenspiel, den intensiven wissbegierigen Ausdruck im Gesicht, beginnt die eigentliche Faszination, die von diesem Wesen ausgeht. Es neigt den Kopf scheinbar liebevoll seinem Schöpfer entgegen und fragt ihn mit samtweicher Stimme nach den Geschehnissen der Welt und nach dem Sinn seines Daseins.
„NS-5“ – ein fiktiver humanoider Robotertyp im Science-Fiction-Film „I, Robot“ (von 2004), besitzt in dieser Geschichte als einziger Roboter – außer seiner logisch arbeitenden Zentraleinheit – noch eine zusätzliche Zentraleinheit für Emotionen. Doch mit Emotionen richtig umzugehen, sie einzuordnen und zu begreifen, muss NS-5 erst noch lernen…
Welche Rolle spielt der Anthropomorphismus?
Diese Filmfigur hat weder mit den roboterartigen Maschinen unserer Gegenwart zu tun, noch ist sie realistisch.
Doch ist es nicht so, dass Menschen liebend gerne schöpferisch tätig sind – Dinge erfinden, die das Leben erleichtern, uns im Arbeitsalltag entlasten können und das bitte schneller und präziser als wir es selbst tun? Und wie praktisch wäre es, wenn sie uns ähnelten – mit uns sprechen können?
Menschen neigen dazu, ihre menschlichen Eigenschaften auf Nichtmenschliches zu übertragen. Diese „Vermenschlichung“ nennt man fachsprachlich Anthropomorphismus. Das kann man sehr leicht bei der Vermenschlichung von Tieren beobachten.
Der Anthropomorphismus begleitet bereits seit Jahrtausenden die Menschheit, was wiederum daraus resultiert, welche Vorstellungen sich Menschen allgemein von Gott machen. Ein Gott, der erzählerisch und bildlich vorwiegend als Mensch dargestellt wird. Denn heißt es nicht schon in der Bibel, wir Menschen seien nach dem Abbild Gottes erschaffen?
Im Gegensatz zum Computer punktet der Roboter oder auch der Android im Experiment mit seiner Ausstrahlung. Der Anthropomorphismus lässt sich viel leichter auf einen Roboter mit menschlichem Verhaltensmuster übertragen als auf einen sprach- und bewegungslosen, eckigen Kasten.
Anthropomorphismus in der Roboterpsychologie
In der Roboterpsychologie steht nicht die Maschine, sondern der Mensch im Mittelpunkt. Sie beschäftigt sich damit, wie sich Menschen gegenüber intelligenten Maschinen verhalten und inwieweit die Technologie-Entwicklung auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Berufs- und Personengruppen eingehen kann.
Vertrauen gegenüber Roboter- und Technologieängstlichkeit werden theoretisch und empirisch beleuchtet. Sie beschäftigt sich auch mit den Fragen, wie psychologische Vorgänge wissenschaftlich gemessen und untersucht werden können.
Der Anthropomorphismus, also die Neigung der Menschen zu vermenschlichen, ist dadurch ein wichtiger Bestandteil der Roboterpsychologie. Doch ist die Reaktion der Menschen auf Roboter dadurch immer positiv?
Wie reagieren Menschen auf Roboter?
Dazu gibt es mehrere Studien. Die Wissenschaftlerin Martina Mara, eine weltweit führende Forscherin auf den Gebieten der Technik- und Roboterpsychologie, geht lösungsorientiert der Frage nach, wie die Beziehung „Mensch und Maschine“ gelingen kann.
Zu diesem Thema hat sie etliche Experimente durchgeführt. Ein Experiment davon ergab, dass die Probanden der Künstlichen Intelligenz allgemein einen großen Vertrauensvorschuss gewährten, denn bei den meisten Menschen reiche allein eine angenehme Stimme aus, um die Software als eine/n Art Partner*in anzuerkennen. Sie entdeckte, dass die meisten Menschen ziemlich schnell bereit seien, Robotern Emotionen zuzuschreiben.
Dazu ein Zitat von ihr aus dem SPIEGEL:
„Wir suchen das Soziale in einer Sache, ganz egal, wie der Körper dazu aussieht oder ob es überhaupt einen Körper gibt.“
In einer anderen Studie der Sozialpsychologie der Universität Duisburg-Essen wurde Folgendes festgestellt:
85 Probanden saßen einem niedlichen kleinen Roboter mit großen Kulleraugen gegenüber. Ihnen wurde gesagt, dass mithilfe von Tests dessen Interaktionsfähigkeit verbessert werden solle. Am Ende der Testreihe sollten alle Probanden den kleinen Roboter abstellen. Doch bei 43 der Teilnehmer flehte der Roboter sie plötzlich herzzerreißend an, ihn bitte nicht auszuknipsen, weil er sich so sehr vor der Dunkelheit fürchte. Von den 43 Teilnehmern ließen 13 Personen den kleinen Roboter angeschaltet, weil sie „Mitleid“ mit ihm hatten oder weil sie nicht „gegen seinen Willen“ handeln wollten. Die restlichen 30 Teilnehmer benötigten doppelt so lange Zeit den Off-Schalter zu drücken, als die andere Gruppe, bei der der kleine Roboter nicht klagte.
Doch Roboter haben kein Gespür für Emotionen oder Gefühle. Ihre Konstruktion ist einerseits hochkomplex, ihre Arbeit liefert in Sekundenschnelle sehr genaue Ergebnisse, andererseits empfinden sie kein Mitleid, können weder Empathie entwickeln noch besitzen sie so etwas wie ein Gewissen.
Dieser Cocktail aus menschlichem Verhaltensmuster und seelenloser Maschine, kann bei Menschen aber auch Ambivalenz, Misstrauen und Ängste hervorrufen. Denn nicht immer erzeugt die menschliche Darstellung eines Roboters Sympathie.
Bereits 1970 konnten auf der Weltausstellung in Japan bewegungsbedingte Effekte beobachtet werden: Ein Roboter wurde mit einem sehr anspruchsvollen Gesichts-Design ausgestattet. Dieses besaß genauso viele Muskelpaare (29) wie ein Menschengesicht. Ein Lächeln bspw. ist eine dynamische Abfolge von Gesichtsverformungen, wobei die Geschwindigkeit dieser Verformungen eine wichtige Rolle spielt. Halbierte man nun die Geschwindigkeit, so entstand auf dem Gesicht ein unheimlicher Ausdruck, der den Betrachter erschreckte. Wenn solch ein Roboter, der durch kleine Variationen in der Einstellung komplett anders aussehen kann, wenn nun dieser im Gesundheitswesen als Pflegeroboter eingesetzt werden würde, kann er beim hilfsbedürftigen Patienten recht schnell Unbehagen oder sogar Panik erzeugen.
Besonders Arbeitsroboter, auch diejenigen, die keine menschlichen Züge besitzen, erzeugen bei vielen Arbeitnehmern eine ganz bestimmte Angst. Es ist die pure Existenzangst. Sie bangen um ihren Arbeitsplatz, denn Roboter können die Effizienz so mancher Unternehmen um ein wesentliches mehr steigern. Roboter sind stärker, schneller und präziser als Menschen. Sie arbeiten rund um die Uhr, können bei jedem Wetter eingesetzt werden, sie können in gesundheitsgefährdende Bereiche eingesetzt werden und machen handwerkliche Arbeit in Produktionsstätten und Fabriken weitgehend überflüssig.
Der Einsatz und die Weiterentwicklung von Robotern lässt zudem viele neue Fragen entstehen: Fragen, die den Umgang mit Robotern in unterschiedlichen Bereichen betreffen, wie zum Beispiel im Rechtswesen, in der Gesellschaft, in der Politik, in der Gesetzgebung und der Ethik. Viele Menschen sind verunsichert und stehen der Roboter-KI eher kritisch gegenüber.
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Roboterpsychologie: Wie reagieren Menschen auf Roboter? – Fazit
Die Welt verändert sich rasant. Arbeitsplätze fallen weg, aber es entstehen auch neue Plätze mit anderen Aufgaben. Es bilden sich neue Ausbildungsbereiche und Studiengänge.
Roboter sind auf Algorithmen beruhende, elektronische Maschinen, die nach dem Prinzip der Logik konzipiert sind und auf der Grundlage von Informationen arbeiten, die ihnen von Spezialisten über einen Chip zugeführt werden.
Wir Menschen können mittlerweile nicht mehr ohne Maschinen arbeiten, doch Maschinen können den menschlichen Faktor trotz allem nicht ersetzen. Es gibt Bereiche, in denen wir den Robotermaschinen weit überlegen sind, wie bspw. im Umgang mit unerwarteten Situationen, darin Entscheidungen zu treffen, die vielleicht nicht immer logisch, aber dennoch richtig und der jeweiligen Situation angemessen sind. Wir sind in der Lage Soft Skills am Arbeitsplatz einzubringen wie zum Beispiel Empathie, Teamfähigkeit, Selbständigkeit und Kommunikationsfähigkeit.
Die Entwicklungen in der Robotik sind zwar durchaus beeindruckend, aber von Szenarien wie im Film „I, Robot“ sind wir noch weit entfernt.
Abschließend kann man sagen, dass es jedenfalls immer wichtiger wurde, mit den Fortschritten in der KI, den damit verbundenen Risiken und Veränderungen in der Gesellschaft ganz besonders verantwortlich umzugehen. Aus diesem Grund haben sich bereits erste Gesetze und ethische Regelungen rund um die KI etabliert:
Im Juni 2023 wurde im EU-Parlament die erste KI-Verordnung, der sogenannte „Artificial Intelligence Act“ (AI-Act), beschlossen.
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Literaturnachweis:
Bendelo (2022): Soziale Robotik und Roboterpsychologie
Philip Bethge (2023): Im Gruseltal der Roboter. Hg.: Der Spiegel
Unternehmer.de (2018): Künstliche Intelligenz: Vor- und Nachteile von Robotern am Arbeitsplatz
The Uncanny Valley (2012): The Original Essay by Masahiro Mori