Zahlungsunfähigkeit? Ein Schuldner, der seine Schulden und Verbindlichkeiten gegenüber den Gläubigern nicht begleichen kann. Kein Geld, kein Geschäft.

In Deutschland müssen Fachgroßhändler und Industriebetriebe, die ihren Zahlungsverpflichtungen aufgrund einer bestehenden oder absehbaren Überschuldung nicht mehr nachkommen können, per Gesetz Insolvenzschutz beantragen. Vergessen Sie Ihren Umsatz, Ihre Marke, Ihre langjährige Marktpräsenz. Wenn Sie nicht mehr in der Lage sind, Ihren Verpflichtungen nachzukommen, ist Insolvenz angesagt.

Das Statistische Bundesamt hat in den letzten zehn Jahren insgesamt 34.000 Großhändler weniger gezählt. Darüber hinaus ist eine Zunahme der Insolvenzen im industriellen Groß- und Einzelhandel in Deutschland zu verzeichnen, wobei mehrere namhafte Unternehmen Konkurs angemeldet haben. Es ist wichtig, die Bedeutung dieses Trends zu verstehen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Problem anzugehen.

Eines der bemerkenswertesten Beispiele ist die Dachgesellschaft Praktiker, die 2013 Insolvenz angemeldet hat. Praktiker war eine der bekanntesten deutschen Vertriebslinien, die jährlich rund drei Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete und etwa 20.000 Mitarbeiter beschäftigte. Mit einem Anteil von 12 % am Gesamtumsatz war das Unternehmen das drittgrößte im Markt. Der Konkurs hinterließ eine deutliche Lücke in der Branche. 2016 erwarben Christoph Kilz und Dirk Oschmann die Namensrechte und eröffneten unter praktiker.de einen Baumarkt-Onlineshop, der unabhängig vom ehemaligen Unternehmen Praktiker ist. In diesem Fall überlebte die Marke das Unternehmen. Aber das Unternehmen überlebte die Insolvenz nicht.

Warum werden Großhandelsunternehmen zahlungsunfähig?

Wenn wir uns den deutschen industriellen Großhandelsmarkt ansehen, sehen wir eine Landschaft, in der bestimmte Unternehmen mit der harten Realität der Insolvenz konfrontiert sind. Diese Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, ihre Schulden bei den Gläubigern zu begleichen und ihren Betrieb fortzuführen.

Die Gründe dafür können vielfältig sein und reichen von allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen über Marktveränderungen bis hin zu spezifischen Herausforderungen innerhalb des Unternehmens. Es ist wichtig zu wissen, dass auch interne Faktoren wie Führungswechsel und Entscheidungsschwierigkeiten eine Rolle bei finanziellen Schwierigkeiten spielen können. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Ursachen zu verstehen, um sie anzugehen und zu meistern.

Neben Praktiker ist ein weiteres bekanntes Beispiel für ein Unternehmen im industriellen Großhandel, das kürzlich Insolvenz angemeldet hat, die KNV-Gruppe. Die 1825 gegründete KNV-Gruppe mit Hauptsitz in Leipzig war einer der größten deutschen Buchgroßhändler und -verteiler.

Trotz ihrer langen Geschichte und ihres Ansehens als zuverlässiges und seriöses Unternehmen, meldete die KNV-Gruppe 2019 Insolvenz an. Die Hauptgründe für die Insolvenz von KNV waren der rasche Rückgang des traditionellen Buchmarkts in Deutschland aufgrund des Aufstiegs von E-Books und Online-Händlern sowie die hohe Schuldenlast des Unternehmens.

B2B Großhandel und Vertrieb: Beispiele für Insolvenzen in Deutschland

Ein weiteres Beispiel ist Wollschläger, ein bis 2016 in Familienbesitz befindliches Großhandelsunternehmen. Seine Geschichte begann 1937 in einer Garage in Danzig. Obwohl es den Zweiten Weltkrieg, die Berliner Mauer und die Krise 2009 überlebte, konnte es die Insolvenz nicht überstehen.
Unsere vierteilige Geschichte können Sie hier lesen.

Wenn es um B2B-Großhandelsunternehmen geht, kann der Weg zur Insolvenz sehr steil sein. Wie schnell ein Unternehmen diesen Punkt erreicht, kann von verschiedenen Faktoren abhängen, z. B. von seiner finanziellen Stabilität vor der Krise, von der Schwere der wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen es konfrontiert ist, und von den Schritten, die das Management und die Beteiligten zur Behebung der Situation unternommen haben.

Wie in jeder anderen Situation ist es wichtig, proaktiv zu handeln. Und in diesem Fall sind überlebende B2B- Großhändler der Zeit voraus, indem sie Technologien einsetzen, die ihr Geschäftsergebnis verbessern können. Innovation kann die Einführung von E-Commerce, dynamischer Preisgestaltung oder sogar künstlicher Intelligenz im Vertrieb umfassen. Für B2B-Großhändler in Deutschland ist die Einbindung von KI in ihre Verkaufsstrategie unerlässlich, um eine Insolvenz zu vermeiden. Die Zeit drängt, und die Unternehmen müssen sich jetzt anpassen und neue Technologien und Taktiken einführen, um zukünftige finanzielle Schwierigkeiten zu vermeiden.

Weitere interessante Fakten zu gescheiterten Großhändlern und Herstellern in Deutschland

Erinnern Sie sich an die Eisenmann SE? Eisenmann war ein international tätiger Ausrüster und Zulieferer für die Automobilindustrie. Das Unternehmen hatte seinen Hauptsitz in Böblingen und Vertretungen in elf Ländern in Amerika, Europa, Russland und Asien. Es war ein Familienunternehmen, bei dem alle Anteile in der Hand der vier Kinder von Sabine Eisenmann, der Ehefrau von Peter Eisenmann, lagen.

Der Vertriebsingenieur Eugen Eisenmann gründete 1951 ein Ingenieurbüro zur Herstellung von Holztrocknungsanlagen und später Lackieranlagen. In der Blütezeit war Eisenmann ein in der Branche bekanntes und angesehenes Unternehmen, das eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen für Kunden aus verschiedenen Bereichen wie der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt und dem Maschinenbau anbot. Im Jahr 2008 beschäftigte Eisenmann 1450 Mitarbeiter in Deutschland, 250 im Ausland und rund 1100 in den operativen Gesellschaften. Zu den Kunden zählten Tesla und Lamborghini, und der Umsatz betrug rund 860 Millionen Euro – 70 Prozent davon wurden im Ausland erwirtschaftet.

Als die Uhr immer näher an die Insolvenz heranrückte, führte die Eisenmann SE intensive Verhandlungen mit einem staatlichen chinesischen Maschinenbaukonzern. Trotz eines großzügigen Kaufangebots von einer Milliarde Euro, kam das Unternehmen nicht zu einem Abschluss. Letztlich führte die Insolvenz zur Zerschlagung der Eisenmann SE, da sich kein Investor fand, der das Unternehmen retten wollte. Das Erbe des Namens Eisenmann lebte in der Eisenmann GmbH weiter, die in gewissem Umfang weiterhin tätig ist.

Können B2B-Großhändler und Distributoren eine Insolvenz überleben?

Kommen wir noch einmal zurück zur KNV-Gruppe – ein deutscher Buchgroßhandel, mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 1825 zurückreicht. Das Unternehmen hat das gleiche Schicksal ereilt wie Eisenmann. Am 14. Februar 2019 stellten die Geschäftsführer nach gescheiterten Verhandlungen mit einem Investor einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stuttgart.

Der Geschäftsbetrieb lief weiter, doch die mit der Insolvenz verbundenen finanziellen Einbußen betrafen 5.000 Verlage, die über KNV Bücher verkauften. Im Juni 2019 erhielt das Unternehmen eine neue Chance, als das Logistikunternehmen Zeitfracht seine Übernahme ankündigte, wobei alle Standorte und Mitarbeiter erhalten blieben. Der Eigentumsübergang fand am 1. August 2019 statt. Mit der Insolvenz endete die Amtszeit des bisherigen geschäftsführenden Gesellschafters in sechster Generation, Oliver Voerster, und Bertram Feuerbacher, beide direkte Nachfahren der Gründerfamilie Volckmar.

Ein Zusammentreffen externer und interner Kräfte führte zum Zusammenbruch von KNV. Am wichtigsten war vielleicht, dass sich der traditionelle Buchmarkt in Deutschland in einem Zustand des rapiden Niedergangs befand. Mit dem Aufkommen von E-Books und Online-Händlern hatten die stationären Buchhandlungen immer weniger Kunden, und die Einnahmen von KNV aus dem Buchverkauf waren schon seit einiger Zeit stetig zurückgegangen. Dieser Rückgang beschleunigte sich in den Jahren vor dem Konkurs und versetzte dem Unternehmen einen schweren Schlag.

Ein aktuelles positives Beispiel für die Rettung eines Traditionsunternehmens ist der Fall der Ludwig Leuchten GmbH. Der Investor Fischer Group erwarb die Maschinen des insolventen Unternehmens im Rahmen eines Asset Deals und rettete so das Unternehmen im Februar 2023.

Faktoren, die zur Insolvenz beitrugen: Schuldenkrise, interne Konflikte, der unvermeidliche Absturz

Ein weiterer entscheidender Faktor für den Niedergang von KNV war die hohe Schuldenlast, die das Unternehmen in den letzten Jahren auf sich genommen hatte. KNV hatte erhebliche Schulden angehäuft, um Investitionen und Expansion zu finanzieren, was eine erhebliche Belastung darstellte. Letztendlich erwiesen sich diese Schulden als zu hoch für das Unternehmen und trugen wesentlich zum Konkurs bei.

Schließlich waren auch interne Probleme im Spiel. Interne Konflikte, Managementwechsel und Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung hatten KNV schwer zu schaffen gemacht. Diese internen Probleme erschwerten es dem Unternehmen, wirksam auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren, und trugen letztlich zu den Schwierigkeiten des Unternehmens bei.

Während des Konkursverfahrens musste KNV schwierige Entscheidungen treffen, wie z. B. Umstrukturierungen, Kostensenkungen und Verkleinerungen, um sich über Wasser zu halten. Die Insolvenz und die Umstrukturierung eines jahrzehntealten Unternehmens sind immer schmerzhaft. KNV bildete da keine Ausnahme. Dennoch war dieser Prozess notwendig, um das Überleben des Unternehmens zu sichern.

Der Konkurs von KNV ist ein abschreckendes Beispiel für Unternehmen in der Großhandelsbranche. Das Aufkommen von E-Books und Online-Händlern hat die traditionellen stationären Buchhandlungen und ihre Lieferanten erheblich beeinträchtigt. Unabhängig von ihrem Erfolg riskieren Unternehmen, die sich nicht anpassen und weiterentwickeln, ins Hintertreffen zu geraten. Aber für diejenigen, die es tun, gibt es immer noch eine Chance zu überleben und zu gedeihen.

Sie kennen die Deutschen: Der Fachgroßhandel geht nicht pleite, oder doch?

Wollen Sie noch mehr? Fachgroßhandel Kuss GmbH. Der Fachgroßhandel KUSS, der lange Zeit von finanziellen Schwierigkeiten geplagt war, hatte endlich einen Weg gefunden, nachdem er 2013 Insolvenz angemeldet hatte und 200 Mitarbeiter in Gefahr waren.

Nach intensiven Verhandlungen mit verschiedenen Investoren gelang es, den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Insolvenzverwalter Jens Lieser, der zuvor sechs der insolventen Unternehmen der KUSS-Gruppe in vier neue Geschäftsbereiche umstrukturiert hatte, übertrug mit Wirkung zum 1. Januar 2014 Teile dieser Geschäftsbereiche auf drei neue Investoren. Die Hartwarensparte wurde im Rahmen eines Management-Buy-Outs übernommen. Sie ist nicht mehr existent.

Die Stahlsparte, die ein badischer Stahlhändler kaufte, behielt die Standorte in Ramsbach-Baumbach und Altenkirchen, während ein rheinland-pfälzisches Unternehmen die Haustechniksparte erwarb.

Keiner der Mitarbeiter der KUSS-Gruppe musste durch die Umstrukturierung seinen Arbeitsplatz verlieren, doch einige Zeit später sah es anders aus. Die neuen Investoren übernahmen rund 90 Mitarbeiter aus den operativen Einheiten, weitere 30 wechselten zu anderen Wettbewerbern. Die verbleibenden Mitarbeiter erhielten fünf Monate lang rund 80 % ihres alten Gehalts, während sie sich auf die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz machten.

 
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B2B-Großhandel: Die Abrechnung mit der Realität

Der industrielle Großhandel in Deutschland steht vor einem bedeutenden Wandel, da der B2B-E-Commerce das Spiel schnell verändert. Der traditionelle stationäre Handel gerät unter Druck, was zu einer Zunahme von Insolvenzen führt.

E-Commerce-Plattformen und Online-Marktplätze haben den Markteintritt für neue Akteure erleichtert und damit einen harten Wettbewerb für etablierte B2B-Händler geschaffen. Unternehmen mit physischen Standorten und erfahrenen Vertriebsteams sind durch den Wettbewerb mit kostengünstigeren Anbietern im Nachteil, und viele benötigen Hilfe bei der Anpassung.

Für Großhändler, die sich noch nicht auf den E-Commerce und die Digitalisierung eingestellt haben, ist die Situation besonders schlimm, da sie mit sinkenden Umsätzen und Margen konfrontiert sind. Diese Unternehmen brauchen Unterstützung bei der Navigation durch die neue digitale B2B-Vertriebslandschaft.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zahl der Insolvenzen im industriellen Großhandel in Deutschland ansteigt. Die Unternehmen müssen sich der Risiken bewusst sein und Maßnahmen ergreifen, um eine Insolvenz zu vermeiden.

 

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Literaturnachweis:

Elektro Wirtschaft (2023): Positive Wendung beim insolventen Beleuchtungshersteller Ludwig Leuchten

Statistisches Bundesamt: Gewerbemeldungen und Insolvenzen

Anna Cooban, CNN Business (2022): Rocketing energy costs are savaging German industry.

Insolvenz Portal (2013): Investoren ermöglichen Neustart beim Fachgroßhandel KUSS

Lieser Rechtsanwälte (2013): Fachgroßhandel KUSS meldet Insolvenz an

Handelsblatt (2022): Das sind die spektakulärsten Firmenpleiten Deutschlands

Qymatix (2022): Die Geschichte und der Untergang eines deutschen Großhandelsunternehmens „Wollschläger“

Statista (2023): Anzahl der Unternehmen im Großhandel in Deutschland in den Jahren 2002 bis 2020